Anna fliegt!

 

„Kuck' mal ein Flugzeug!“ Annas‘ Tante richtete ihren Blick nach oben und zeigte mit dem Finger, fast bohrend, in den strahlend blauen Himmel. Der war garniert mit blütenweißen kleinen Wölkchen. Schäfchenwölkchen. Dort, wo die Maschine flog, verzierten weiße Streifen hinter ihr das Blau. Persilweiße Streifen in Himmelblau. Anna versuchte der Situation auszuweichen, ohne ihre Tante enttäuschen zu wollen, die immer noch begeistert nach oben schaute und deren Nacken sich geradezu verrenken wollte. So schaute sie kurz nach oben, blinzelte der Sonne entgegen und antwortete diplomatisch, jedoch lapidar: „Oh ja, schön!“ Sie war ein modernes Mädchen, wenn auch anders als ihre Tante. Flugzeuge zu sehen war für sie kein Grund in Euphorie zu verfallen. Ein Flugzeug war eben ein Flugzeug, das war‘s. Mit lautem Getöse flog es dort oben, weit weg von der Erde und die ansonsten am Boden so imposante Maschine schrumpfte am Himmel zur Spielzeuggröße und wurde unerreichbar. Noch dazu müssten die Leute darin so reich sein, dass auch dies kaum fassbar wäre. ‚Also, was soll ich damit‘? dachte sie. Anna fand zwar nicht, dass sie selbst arm wäre, doch reich war sie gewiss nicht. Doch eines Tages wäre auch sie reich genug, so dass sie jeden Tag über den Kopf der Tante hinweg fliegen könne oder zumindest einmal im Monat oder von ihr aus einmal im Jahr. Das wäre dann allerdings ein Grund für sie mit Begeisterung herunterzugucken.

Anna wusste mit ihren sieben Jahren bereits, dass sie jemand war oder zumindest jemand werden würde und wollte sich nicht von irgendwelchen Dingen beein­drucken lassen, egal, ob es Flugzeuge waren, Petticoats oder gar der neue Musikschrank, von welchem ihre Familie beim letzten Sonntagsessen voller Stolz der Verwandtschaft erzählt hatte. „Er ist von Grundig, hat ganz schön was gekostet“, prahlte ihr Onkel vor all den Cousins und Cousinen. Es war schon außergewöhnlich, was man sich wieder leisten konnte, jetzt, nach dem Krieg. Jedoch: All das waren technische Erfindungen der jüngsten Zeit und auch der Petticoat, die neueste Modeerscheinung, den ihre Freundinnen, wie so viele Mädchen, trugen, war für Anna eher ein rotes Tuch. „Darin sieht man aus wie ein Mädchen“, teilte sie ihrer Mutter zornig mit, die sie überreden wollte, sich mal wie ein solches zu kleiden. Anna hatte sehr kurzes Haar, fast wie ein Junge, trug am liebsten Hosen und liebte alles was rollte, angefangen bei ihren Rollschuhen, den kleinen Spielzeugautos ihres Bruders, welche sie heimlich begehrte, ja sogar, obwohl für Mädchen, ihren Puppenwagen, er hatte cremeweiße Kappen an den Gummirädern, bis hin zum Auto ihrer Tante. Das hatte weiße Ränder und verchromte Kappen sowie ein Trittbrett. Wenn Anna einstieg stellte sie sich zuerst auf das Trittbrett, dann setzte sie sich hinein. Sie durfte öfter mitfahren. Die Tante stellte das Radio an und rauchte. So fuhren sie dann von A nach B und hätten dies von Anna wegen stundenlang tun können.

Nein, sie fand es albern, wie die Tante die falschen Vögel bewunderte und dies ebenso von ihr erwartete. Die Tante ließ sich hinreißen von all den neuen Errungenschaften dieser Zeit! 

Aktuelles

Die Immigrationsbuchmesse ist die erste Buchmesse dieser Art in Frankfurt am Main. Sie beginnt mit einem Empfang um 13:00 Uhr in der Saalbau des Nordwestzentrums, Walter-Möller-Paltz 2, 60439 Frankfurt am Main. Am Nachmittag, gleich nach dem Empfang werden die Lesungen vieler Autorinnen und Autoren aus aller Welt sowie deutschen Autorinnen und Autoren über die Welt beginnen. Die Messe endet am Mittag des 22. April 2012. Den Programmablauf finden Sie im Download gleich  hier...

Immigrationsbuchmesse 2012

Programmablauf
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Lesung im Café Liebfrauenberg!

Sonntag, den 20. November 2011 um 17:30 Uhr, wieder im Café Liebfrauenberg in Frankfurt am Main, mehr s. u. Ernestine Holms stellt ihr neues Buch "Der Sprung durch die Küche" vor

Am Sonntag, den 21. August 2011 um 17:00 Uhr im Café Liebfrauenberg in Frankfurt am Main (Nähe Kleinmarkthalle) lese ich aus meinem Erzählband. Jeder ist herzlich eingeladen! Und: Lernen Sie Luigi kennen, dem charmantesten Kellner weit und breit, wie ich finde!

Am Freitag, den 23. September 2011 um 18:00 Uhr im Café Liebfrauenberg in Frankfurt am Main. Lesung von Ernestine Holms aus "Frau Hühnermeyer oder Die Sekretärin" und "Der Sprung durch die Küche".

Signierstunde im Frankfurter Nordwesten

Samstag, den 13. November 2010, 12 bis 14 Uhr bei

Buchhandlung THALIA im Nordwestzentrum der Frankfurter Nordweststadt


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